GAU im Fotoarchiv:
 Schimmel und Pilz

Wie durch falsche Lagerung wertvolle Dias für immer vernichtet werden können.

Manche Fotografen ahnen nicht, wie empfindlich Dias in der Lagerung sind. Bei falscher Lagerung kann es leicht passieren, dass so manche Kostbarkeit für immer unrettbar verloren geht. Mir ist leider ein kleiner Teil meiner Diasammlung durch Schimmel kaputt gegangen.

Obwohl wir alle wissen, dass nichts für die Ewigkeit geschaffen ist, ist es doch ärgerlich, wenn die Bilder nicht einmal eine Generation überstehen.

Dieser Text soll eine Warnung sein, wie man es nicht machen sollte.


Übersicht:

1.  Grundsätzliches zur Rahmung
Glaslos oder nicht glaslos
Aber
2.  Dias durch Schimmel zerstört: Eigene Erfahrungen
Mein persönlicher GAU im Diaarchiv
Verglasung als Schutz?
Rettung durch elektronische Bildbearbeitung?
Ist sonst Rettung möglich?
3. Fazit

 1. Grundsätzliches zur Rahmung

 Glaslos oder nicht glaslos?

Zwischen einigen Freunden der Diafotografie herrscht ein Streit, ob Dias in Glasrahmen gerahmt werden sollten. Die geglasten Dias werden bei der Projektion durch ihre zwangsweise Planlage scharf bis in die Ecken. Die ungeglasten sind meist von vornherein nicht richtig plan und durch die Hitze der Projektionslampe gibt es häufig den Effekt des Ploppens. D.h. das Dia verändert beim Vorführen durch die Hitze im Projektor seine Schärfenebene. Das Ploppen ist ein sehr unerwünschter Effekt, der bei Vorführungen nicht professionell wirkt. Unschärfe in den Ecken und das Ploppen – wer dies verhindern will, rahmt seine Dias unter Glas. Abgesehen vom erhöhten Platzbedarf geglaster Dias spricht also einiges für das Glas ...

 

 Aber...

Aber: Bei der geglasten Variante besteht der Verdacht, dass Schimmelbildung begünstigt wird. Dies wird mit der Annahme begründet, dass unter Glas ein Abschluss von Luft stattfindet, welcher schädliches Wirken begünstigt. Meine Erfahrungen von geglasten Dias aus den 60er Jahren zeigen, dass tatsächlich zahlreiche Dias von winzigen kleinen Punkten übersät sind. Besonders in gleichmäßigen Farbflächen (z.B. blauer Himmel) kann man sie sehr gut sehen.

Das Aber vom Aber: auch ungeglaste Dias sind nicht immun gegen Schimmelbildung, im Gegenteil. Unter ungünstigen Bedingungen können sie innnerhalb weniger Jahre völlig unbrauchbar werden. Dagegen kann die Verglasung sogar einen gewissen Schutz gegen Schimmelbildung bieten, wie ich selbst erfahren habe, s.u.

Ich rahme meine Dias ohne Glas, doch ich denke, wenn man seine frisch entwickelten Filme gut austrocken lässt (ca. 2 Wochen) spricht nichts gegen eine Rahmung hinter Glas. Für eine bessere Planlage kann es hilfreich sein, die ungerahmten Filme unter einem großen Gewicht (z.B. Atlas) plattzudrücken.

 

 2. Dias durch Schimmel zerstört: Eigene Erfahrungen

 GAU im Diaarchiv

Ob Dias im Laufe der Jahre Schaden nehmen oder nicht, hängt also nicht so sehr von der Rahmungsmethode ab, sondern vielmehr von den allgemeinen Lagerungsbedingungen. Ich selbst musste die Erfahrung machen, dass in ca. 5-7 Jahren etliche Dias vernichtet wurden, die aus den 60er Jahren stammten und die Zeit bis zum Beginn der 90er Jahre ganz gut überlebt hatten. Es waren sowohl geglaste, als auch ungelaste dabei. Sie befanden sich in einem ungeheizten Keller, der stets etwas muffig roch, was wohl auf eine hohe Luftfeuchtigkeit schließen lässt. Zu allem Übel waren die Dias noch in einer Plastiktüte verpackt. Dies richtete besonderen Schaden an. Denn es lagen auch Dias außerhalb der Tüte und diese hatten nur sehr geringe Schäden. In der Plastiktüte konnte sich also ein zerstörerisches Miniklima bilden.

 

Verschimmeltes Dia - Autor

(Hinter dem gelben Sieb war der Autor Anfang der siebziger Jahre zu sehen)

 

 Verglasung als Schutz?

Bemerkenswert war auch die Entdeckung, dass die geglasten Dias die Lagerung am Besten überstanden haben. Auf ihnen waren die geringsten Schimmelausbreitungen zu sehen. Außerdem befanden sich in der Tüte noch einige neuere Dias (Agfachrome 100, 1988). Diese Dias waren ungeglast und leicht verschimmelt. Vielleicht haben die modernen Emulsionen nicht mehr einen so grossen Nährwert für den Schimmel oder die ungeglasten Dias aus den 60er Jahren waren bereits etwas vorbelastet.

Verschimmeltes Dia - Flugzeug

 

 Rettung durch elektronische Bildbearbeitung?

Obwohl man mit Photoshop und den anderen Programmen zur Bildbearbeitung angeschlagene Fotos sehr verbessern und zum Teil auch retten kann, dürfte man beim Pilzbefalle sehr schnell an Grenzen stoßen. Fast aussichtslos wird es, wenn keine Information mehr im Bild vorhanden ist. Dann ist auch mit den besten elektronischen Mitteln nichts mehr hervorzuzaubern. Handelt es sich um einen Pilz, der lediglich das Bild überlagert und noch nicht in seiner Substanz zerstört hat, dann könnte noch etwas zu machen sein (z.B. mit dem Kopierstempel). Das Vorgehen ist aber sehr mühselig und wird sich daher nur bei besonders wertvollen Motiven lohnen.

Eines aber ist klar: das Original wird auch durch die beste elektronische Bildverarbeitung nicht mehr erreicht. Man kann sich nur mehr oder weniger gut annähern.

Das Scannen, also Digitalisieren der Dias könnte noch retten, was vorhanden ist, denn vielleicht arbeitet der Pilz weiter. Ich habe für die hier zu sehenden Bilder einen speziellen Filmscanner für Dias und Negative benutzt, wollte aber die Schimmeldias dort wegen befürchteter Kontamination des Gerätes nicht direkt einlegen. Daher habe ich sie zunächst klassisch analog 1:1 dupliziert (Diaduplikator und Slide-Duplicating Film) und anschließend nur diese Duplikate eingescannt. Vielleicht erscheint der Aufwand etwas übertrieben, es waren aber nur wenige, besonders ausgewählte Dias.

 Ist sonst Rettung möglich?

Pilze wegwischen?

Bei einem physikalischen Vorgehen rate ich zur Vorsicht. Wie in meinem Beispiel zu sehen, dachte ich, mit einer Wässerung des Dias den Pilz sozusagen weg waschen zu können. Hierdurch löste sich aber die gesamte Bildträgerschicht ab. Daher sollte so etwas an einem unwichtigem Bild zu getestet werden. Es kann sich trotzdem lohnen, zumal es ganz verschiedene Arten von Pilzen gibt. Mein Fehler war wohl auch, dass ich mit meinen Fingern auf der Oberfläche herumwischte.

Plize als Kunst?

Vor ein ein paar Jahren waren verschimmelte Dias Thema im Fotomagazin. Ich hoffte auf fundierte Informationen zum Thema. Leider wurde ich enttäuscht: es wurden die verschimmelten und z.T. kaum mehr erkennbaren Dias einer Afrikasafari abgedruckt und dies dann als Kunst ausgegeben. Na ja...

Informationen

Weitergehende Informationen sind zu finden unter der Rubrik «Archivierung» bei http://www.monochrom.com/ — dort wird glaslose Archivierung von Dias empfohlen.

 3. Fazit

Dias niemals in feuchten Kellern lagern. Wenn sie dort zusätzlich in einer Plastiktüte verpackt sind, droht innerhalb weniger Jahre der größte anzunehmende Unfall im Diaarchiv durch Schimmelbildung.

 

[N a c h  o b e n]  [F o t o  S t a r t]  [H o m e]
© Copyright 1999-2008 Oliver Causse, causse@gmx.net
http://www.causse.de - Stand: 15. November 2008